Auskiesung verhindert langfristig Gewerbeflächen und damit Arbeitsplätze

22.08.2024

Hauptbetriebsplan liegt zur Stellungnahme vor

Kamp-Lintfort. Es geht erneut um das Rossenrayer Feld – konkret den ersten Hauptbetriebsplan für Rossmühle Erweiterung Süd. Zu der westlich des Abfallentsorgungszentrums Asdonkshof gelegenen Fläche ist die Stadt Kamp-Lintfort zur Stellungnahme aufgefordert. Antragsteller ist Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH, die gemeinsam mit Hülskens das Rossenrayer Feld großräumig auskiesen. „Wir werden noch einmal ausdrücklich die Auswirkungen dieser Auskiesung und den damit verbundenen Eingriff in kommunale Stadtentwicklungsinteressen deutlich machen“, so Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt. „Das Interesse der Stadt ist, wir können es nicht oft genug wiederholen, die Auskiesungen in Kamp-Lintfort endlich zu einem Ende zu bringen.“

Worum geht es genau? Der aktuell beantragte Bereich hat eine Größe von 9,4 Hektar und soll laut Antragsunterlagen in sechs Jahren abgeschlossen sein - vier Jahre Auskiesung und zwei Jahre Wiederverfüllung. Das Problem aus Sicht der Stadt ist aber, dass völlig unklar ist, wann die Auskiesung tatsächlich beendet sein wird. Denn Basis für den Antrag ist ein Rahmenbetriebsplan aus 2003, der die Laufzeiten auf 20 Jahre befristet. Demnach hätten die Tagebauaktivitäten inklusive Wiederverfüllung und Rekultivierung bereits in diesem Jahr abgeschlossen sein müssen. Nun wird die Auskiesung mindestens noch sechs Jahre andauern, und sich - wenn weitere Tieferauskiesungen hinzukommen - entsprechend weiter verzögern.

Diese Laufzeiten widersprechen ganz klar den städtischen Entwicklungsabsichten im Rossenrayer Feld. Denn die Stadt sieht hier Potenzialflächen für Gewerbe. „Wir befinden uns ja derzeit in der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes und werden in diesem Verfahren die Nutzungsperspektiven für sämtliche Flächen im Stadtgebiet festlegen“, erläutert Planungsamtsleiterin Monika Fraling. Da in Kamp-Lintfort weitere Gewerbeflächen nachgefragt und dringend benötigt werden, wäre die Fortsetzung einer Gewerbefläche im Anschluss an das bestehende Gewerbegebiet Nord Kamperbruch eine zukunftsweisende Perspektive. Dies ist für die Stadt auch deshalb von Bedeutung, da die für Gewerbe- und Industriebetriebe vorgesehenen Regionalen Kooperationsstandorte an der B 510 / Hedgestraße aufgrund zahlreicher Restriktionen nur sehr eingeschränkt nutzbar sind.

Und diese Stadtentwicklungsperspektive ist keineswegs neu. Schon vor 30 Jahren hat die Stadt mit der damals für die Regionalplanung zuständigen Behörde in Düsseldorf gegen die Ausweisung von großräumigen Auskiesungsflächen gekämpft. „Der Stadt haben Auskiesungen mit verbleibenden Wasserflächen von über 90 ha gedroht,“ erinnert sich Landscheidt. „Als Stadt hatten und haben wir weiterhin ein großes Interesse an Gewerbeflächen, die Arbeitsplätze bringen.“ Erzielen konnte die Stadt damals nur einen Teilerfolg: Die Gesamtfläche der Auskiesung wurde etwas reduziert und an der Nordtangente wurde ein Sondierungsbereich für Gewerbe ausgewiesen. „Mit dieser erstmaligen Festlegung der Auskiesungsflächen im Rossenrayer Feld im damaligen Regionalplan – dem oft zitierten Gebietsentwicklungsplan ´99 - haben wir seither ein schweres Erbe zu tragen.“

Durch die Auskiesungen sind die Stadtentwicklungsinteressen und die kommunale Planungshoheit der Stadt Kamp-Lintfort massiv betroffen. „Ziel aller Beteiligten muss es deshalb sein, die Tagebauaktivitäten so bald wie möglich im Rossenrayer Feld zu beenden“, so der Bürgermeister abschließend. Deshalb fordert die Stadt im aktuellen Antragsverfahren die Auskiesungsdauer für Rossmühle Erweiterung Süd auf maximal 4 Jahre zu begrenzen.

Die Thematik liegt dem Stadtentwicklungsausschuss am 27. August zur Beratung vor.