Kamp-Lintforter Industriekultur soll UNESCO-Welterbe werden

01.09.2020

von links nach rechts: Dr. Martin Klüners (Stadtarchivar), Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt, 1. Beigeordneter und Kulturdezernent Dr. Christoph Müllmann auf dem Gelände der Landesgartenschau

Die Industriekultur Kamp-Lintforts und vieler weiterer Ruhrgebietsstädte soll in Zukunft UNESCO-Weltkulturerbe werden. Unter dem Projektnamen „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ erarbeitet das Land NRW mit der Stiftung „Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur“ gemeinsam mit den Kommunen einen Projektentwurf, der voraussichtlich 2024 bei der UNESCO eingereicht werden soll. „Wir sind stolz auf unsere Bergbau-Vergangenheit und möchten das mit dem Welterbe-Projekt auch in die ganze Welt tragen. Mit dem Status Welterbe bekommt das Ruhrgebiet und auch Kamp-Lintfort internationale Strahlkraft. Neben nationalem und internationalem Tourismus hoffen wir auch auf eine noch höhere Attraktivität für Investoren“, erklärt Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt. Kulturdezernent und 1. Beigeordneter Dr. Müllmann ergänzt: „Konkret geht es um die ehemaligen Zechengebäude an der Friedrich-Heinrich-Allee, die Fördertürme von Schacht1 und Schacht2, sowie die Zechenbahn und um die Altsiedlung, die Teil des Weltkulturerbes werden sollen.“ Stadtarchivar Dr. Martin Klüners erklärt die historischen Zusammenhänge: „Zwischen 1850 und den 1960er Jahren entwickelte sich das Ruhrgebiet, vor allem getrieben durch die Montanindustrie, zu einer der dichtesten und bedeutendsten Industrieregionen der Welt. Bis 1870 war es die größte Region für Förderung von Kohle und die Produktion von Koks und um 1900 größter Stahlproduzent Europas.“ Mit der Industrialisierung sei auch das dichteste Verkehrsnetz Europas mit zahlreichen Industriewohnsiedlungen, wie beispielsweise der Kamp-Lintforter Altsiedlung, entstanden. Zusammengenommen seien diese Industriewohnsiedlungen die weltweit größten ihrer Art. Der Ensemblecharakter von Bergwerken, Eisenhütten, Siedlungen, Verkehr- und Wasserwegen ist von großem kulturhistorischen Wert. „Die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet war auch Vorbild für zahlreiche andere werdende Industrieländer wie zum Beispiel Japan.“ Bürgermeister Landscheidt ergänzt: „Vorbildlich ist auch der in den 70er Jahren eingeleitete Strukturwandel, den die Region vollzogen hat. Gerade bei uns in Kamp-Lintfort kann man sehen, dass man auch nach Ende der Montanindustrie nicht stehen geblieben ist“. Gemeinsam mit allen beteiligten Kommunen von Hamm bis Kamp-Lintfort wolle man nun den Prozess für die Anerkennung als Weltkulturerbe bei der UNESCO vorantreiben.