Es reicht! 225 ha neue Auskiesungsflächen in Kamp-Lintfort

06.08.2021

Auskiesung

„Was wir schon befürchtet hatten, hat sich leider bewahrheitet,“ äußert sich Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt sichtlich verärgert. Denn im aktuellen Entwurf des Regionalplans sind 230 ha Auskiesungsflächen auf Kamp-Lintforter Stadtgebiet vorgesehen und damit fast 45 % mehr als im Entwurf von 2018. Schon gegen die damals vorgesehenen 160 ha wehrten sich die Bürger und die lokalpolitisch Verantwortlichen vehement und haben nun zumindest einen Teilerfolg erreicht: Die für das Wickrather Feld vorgesehene Auskiesung mit 94 ha und eine Fläche von 40 ha nördlich der Leucht sind entfallen. Insbesondere die Rücknahme in Wickrath freut den Bürgermeister sehr: „Es wäre fatal, wenn dieser intakte Landschaftsraum der Kiesindustrie zum Opfer gefallen wäre.“ Aber dieser Erfolg hat einen sehr bitteren Beigeschmack, wenn der Stadt im Gegenzug nun insgesamt noch mehr Flächen drohen. Konkret verteilen sich die geplanten Flächen auf 63 ha im Niephauser Feld, 29 ha im Rossenrayer Feld und insgesamt 138 ha in Saalhoff nördlich und südlich des Flugplatzes.

Dass die Stadt nun so viele neue Auskiesungsflächen hinnehmen soll, schmeckt dem Bürgermeister gar nicht. Denn schon seit Beginn der Neuaufstellung des Regionalplanes, der an vielen Stellen im Kreis Wesel neue Auskiesungsflächen vorsah, regt sich großer Protest am Niederrhein. Von Kamp-Lintfort über Alpen bis Wesel gründeten sich Bürgerinitiativen und wehrten sich gegen die Kiesabbau-Pläne des Landes und des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Die bekannte Klage, die Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Alpen gemeinsam mit dem Kreis Wesel Anfang 2020 gegen den Landesentwicklungsplan auf den Weg gebracht haben, ist Ausdruck dieses Protestes. „Dies war und ist ein bedeutsamer Schritt und eine Chance, die Vorstellungen der Kommunen gegenüber der Landes- und Regionalplanung durchzusetzen,“ erläutert Landscheidt. Denn dort liegt der Stein des Anstoßes: Im Landesentwicklungsplan sind die Versorgungszeiträume mit 25 Jahren benannt und um diese Planungssicherheit für die Kiesindustrie zu gewährleisten, werden im Regionalplan großräumig Flächen ausgewiesen. Zu der Klage liegt jedoch bislang weder eine Entscheidung vor noch gibt es einen Gerichtstermin. „Ich sehe mich in meiner Befürchtung und großen Sorge bestätigt, dass das Land das Verfahren verschleppt und nun durch den Regionalplan Fakten geschaffen werden sollen. Das werden wir nicht kampflos hinnehmen,“ so Landscheidt.

Wie wird es nun weitergehen? Die Unterlagen des RVR sind mit zahlreichen Plänen, Begründungen, Umweltbericht und Erläuterungen bereits im Internet einsehbar und sollen laut der Beschlussvorlage am 8.September im Planungsausschuss des Ruhrparlamentes beraten werden. Stimmt der Ausschuss dem zu, könnte der RVR die Beteiligung der Kommunen, Behörden und Verbände sowie der Öffentlichkeit vorbereiten und durchführen. „Wir werden die Unterlagen eingehend studieren und uns intensiv mit den Nachbarkommunen austauschen, um einen breit angelegten Protest zu organisieren. Außerdem müssen und werden wir jede einzelne Maßnahme prüfen und ggf. ebenfalls beklagen“, erklärt Landscheidt.