400 Tonnen CO2 Einsparung pro Jahr in der Altsiedlung

18.08.2020

Mehr Klimaschutz, das hat sich die Stadt Kamp-Lintfort bereits 2016 mit der Aufstellung eines Klimaschutzkonzeptes auf die Fahnen geschrieben. Ein Baustein des Klimaschutzes ist hier das InnovationCity Quartiersbüro auf der Friedrichstraße. Gemeinsam mit den Projektpartnern wie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie den Stadtwerken Kamp-Lintfort, dem Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof sowie der RAG Montan Immobilien betreibt die Stadt mit InnovationCity eine unabhängige Beratungsstelle für Energie- und Sanierungsfragen im Umkreis der gesamten Altsiedlung. „Wir haben uns für die Beratung starke Partner ins Boot geholt und können so die Bewohner der Altsiedlung bestmöglich beraten, um möglichst viel Energie zu sparen. Gerade mit dem Wegfall der Deputatkohle für ehemalige Zechenmitarbeiter gab es hier einen großen Beratungspotential für die Umrüstung der Heizungsanlagen“, so Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt.

Klimaschutzmanager Rüdiger Wesseling erklärt das Konzept: „Das Besondere des Gemeinschaftsprojekts in Kamp-Lintfort ist das drei Säulen-Modell. Hierbei ergänzen sich die Partner der Stadtwerke, der Verbraucherzentrale NRW sowie Innovation City durch eine Bündelung von Kompetenzen aus den Bereichen Anlagentechnik sowie Energie- und Fördermittelberatung.“ Von Juli 2018 bis Juli 2020 konnten so 315 Energieberatungen durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden durch Informationsabende rund 300 Bürgerinnen und Bürger zu den Themen Photovoltaik, richtigem Heizen und weiteren Themen rund um den Klimaschutz geschult. Diese Beratungen haben gefruchtet: Rund 300 Sanierungsmaßnahmen wurden von 2018 bis 2020 durchgeführt und damit mindestens 400 Tonnen CO2 Einsparung pro Jahr realisiert. Die Sanierungsquote liegt damit im Projektgebiet dreimal höher als der bundesweite Durchschnitt. Miteingebunden in die Beratungen wurden auch die neuen Fördermaßnahmen der solarmetropole Ruhr, die es seit dem letzten Jahr gibt. Von 10 Förderanträgen konnten 8 bereits genehmigt und 4 sogar schon umgesetzt werden. Die Solarmetropole unterstützt 10 private Photovoltaikanlagen pro Jahr mit 300 Euro Zuschuss und 3 gewerbliche Anlagen mit jeweils 500 Euro Zuschuss.

Gestaltungssatzung verhinderte bisher Solarenergie

„Die Beratungsgespräche des InnovationCitiy Büros haben aber auch gezeigt, dass der Ausbau von Photovoltaikanlagen durch die strengen Regelungen der Gestaltungssatzung manchmal an ihre Grenzen stößt“, erklärt der Bürgermeister. „Wir haben deswegen die Gestaltungssatzung auf den Prüfstand gestellt und werden nun einige Anpassungen vornehmen“, so Landscheidt.

Solaranlagen sollen unter bestimmten Voraussetzungen – anders als bislang – auch auf straßenseitigen Dachflächen angebracht werden dürfen. „Nämlich dann, wenn Sie mit dem schützenswerten Siedlungsbild vereinbar sind“, erläutert Planungsamtsleiterin Monika Fraling. Dabei spielen etwa die Größe und die Position einer Solaranlage eine Rolle. Auch die Nähe zu Dachrändern oder Gauben muss berücksichtigt werden. Denn auch mit Solaranlagen soll die prägende Wirkung der roten Dachlandschaft beibehalten werden. „Ein Durcheinander unterschiedlicher Formen und Anlagen möchten wir auf jeden Fall vermeiden“, ergänzt Landscheidt.

Über die Zulässigkeit von Solarmodulen soll daher jeweils im Einzelfall die Baugenehmigungsbehörde entscheiden. Der Hintergrund: „Bei den Terminen vor Ort wurde deutlich, dass die verschiedenen und kleinteiligen Dächer mit ihren Gauben eine einheitliche Regelung nicht zulassen“, erläutert Fraling.

Die Stadtverwaltung hatte sich in den vergangenen Wochen gemeinsam mit der Innovation City und Vertretern der Stadtwerke Kamp-Lintfort ein Bild davon gemacht, wo und wie Solaranlagen stadtbildverträglich angebracht werden könnten. Dabei wurde auch deutlich, dass eine effiziente Nutzung der Sonnenenergie auf vielen der verwinkelten Dächer vermutlich gar nicht möglich sein wird. „Es gibt aber mindestens genauso viele Häuser, die sich sehr gut eignen“, so Fraling und hofft damit auf eine rege Nachfrage.

Das Ziel der Änderung ist es, den Menschen in der Altsiedlung mehr Möglichkeiten zu geben ihren Energiebedarf aus regenerativen Quellen zu decken. Bis die ersten Anlagen bei der Stadt beantragt werden können, müssen sich Anwohnerinnen und Anwohner jedoch noch gedulden. Den endgültigen Beschluss zur Satzungsänderung fasst der Stadtrat. Erst dann können formelle Anträge beim Bauordnungsamt eingereicht werden. Wer plant, eine Solaranlage zu errichten, kann sich aber schon jetzt im Quartiersbüro der Innovation City GmbH an der Friedrichstraße über Möglichkeiten und Förderungen informieren.